Dienstag, 30. Dezember 2014

Rezension - Alytenfluch



kaufen: hier und hier

Ein herzliches Dankeschön an den Impress Verlag für dieses wunderbare Rezensionexemplar.

Regina Meißner beschäftigt sich schon seit ihrer Kindheit mit dem Verfassen fantastischer Geschichten, die mit der Zeit immer länger und ausgefallener wurden. Sie studiert Deutsch und Englisch auf Lehramt an der Universität Gießen, auch wenn das Schreiben ihre eigentliche Leidenschaft ist.
Alyten sind überirdisch schön, verführerisch und gefährlich. Abgeschottet von der Welt werden sie auf das einzige Lebensziel trainiert, das ihnen zusteht: den Mann zu töten, dessen Herz für sie schlägt. Ein Mythos? Leider nein, wie die siebzehnjährige Lyra Ahorn feststellen muss, als ihr eines Tages buchstäblich Flügel wachsen und sie sich unversehens im Internat der Penumbra wiederfindet. Bunt, schillernd und tödlich sind sie – genauso wie ihr Leben auch, nachdem man ihr eröffnet, dass sie eine von ihnen ist. Eine Alyte. Doch noch während sie darauf trainiert wird, den ihr zugewiesenen Mann zu verführen und gleichzeitig sein Ende zu sein, wird Lyra von der Liebe eingeholt…

Der Einstieg in das Buch gelang mir mühelos. Der Prolog macht gleich Lust auf mehr und obwohl er schon einen Teil der Geschichte erahnen lässt, macht er auch Neugierig und man möchte die Geschichte unbedingt lesen. Die Protagonistin macht eine erstaunlich Wandlung durch die einen immer wieder überrascht. Doch leider gibt es zwischendrin einige Längen, die das Lesevergnügen erheblich schmälern. Ich bin jemand der immer Action braucht, doch hier waren einige Fakten mehrmals wiederholt worden, es kam einem so vor, als höre die Protagonistin davon zum ersten Mal, obwohl es ihr bereits bekannt war. Das und einige Ausschweifungen, lassen das Buch leider etwas an Spannung verlieren.
Dennoch ein schönes Lesevergnügen für alle, die etwas Magie und Romantik mögen.

Ein schönes Buch für Zwischendurch, welches leider durch einige Längen an Spannung verliert. Dennoch eine klare Leseempfehlung, für alle die, die nicht unbedingt durchgehend Action benötigen.

Cover: 5/5 Federn: Ein schönes Cover, welches Lust auf das Buch macht.

Inhalt: 3/5 Federn: Die Geschichte ist schön und interessant, allerdings lässt das Ende für mich ein wenig zu wünschen übrig.

Schreibstil: 4/5 Federn: Die Autorin hat einen flüssigen Schreibstil, leider wiederholt sie einige Fakten zu oft.

Spannung: 3/5 Federn: Das Buch startet rasant und macht Lust auf mehr, leider verliert es durch zu viele Längen an Spannung.

Charaktere: 3/5 Federn: Die Charaktere sind interessant beschrieben, doch fehlt mir hier ab und zu die Tiefe.

Insgesammt vergebe ich für dieses Buch, gute 4 von 5 Schreibfedern






Dienstag, 23. Dezember 2014

Rezension zu Maze Runner 1-3





James Dashner wuchs in einer Kleinstadt in Georgia, USA, auf. Der dichte Wald in dieser Gegend lieferte ihm bereits als Kind viele Ideen für seine späteren Geschichten. Nach seinem Studium arbeitete James zunächst in der Wirtschaft. Doch schon bald fühlte er sich als "kreativer Mensch im Körper eines Buchhalters" gefangen und wandte sich dem Schreiben zu. Seitdem ist er Autor zahlreicher Bücher. Seine Trilogie "Die Auserwählten" eroberte in den USA auf Anhieb die Bestsellerlisten und zieht die Fans nun auch im Kino in ihren Bann: Der erste Band wurde von 20th Century Fox verfilmt, unter anderem mit Dylan O'Brien und Thomas Brodie-Sangster in den Hauptrollen. James Dashner lebt mit seiner Frau und seinen vier Kindern inmitten der Rocky Mountains, behauptet er zumindest.
Quelle: Amazon

Sein Name ist Thomas. An mehr kann er sich nicht erinnern. Fest steht, dass er irgendwie auf einer Lichtung gelandet ist, umgeben von einem bizarren Labyrinth. Doch er ist nicht alleine. Zusammen mit fünfzig anderen Jungen sucht er einen Weg in die Freiheit. Mörderische Kreaturen erwarten sie – und gewaltige Mauern, die sich ständig verschieben. Ist das Ganze eine Prüfung? Und wer hat sich dieses grauenvolle Szenario ausgedacht? Den Jungen bleibt nicht viel Zeit, um das herauszufinden.
(Ich habe euch hier nur den Klappentext des ersten Bandes vorgestellt, da ich sonst zu sehr spoilern würde)

Dies ist mal ein Buch, bei dem ich zuerst den Fim gesehen habe. Dieser hat mir so gut gefallen, dass ich auch unbedingt die Bücher lesen wollte. Einmal in den ersten Band reingelesen, konnte ich nicht mehr aufhören und das obwohl ich durch den Film wusste, was passieren würde. Dennoch war ich froh, dass ich zuerst den Film gesehen habe, denn dieser unterscheidet sich doch oft vom Buch.
James Dashner schafft es meiner Meinung nach, einen sofort mit ins Geschehen zu reißen. Man landet sofort mit Thomas auf der Lichtung und wird gleich ins Geschehen hineingeschmissen.
Den ersten Band hatte ich schnell verschlungen. Dieser war auch in sich abgeschlossen, doch der Epilog ließ dann doch einige Fragen aufkommen, also las ich gleich Band 2. Auch hier wurde man sofort wieder mitten in die Geschichte hineingeschmissen, allzu viel möchte ich hier dazu nicht sagen, da ich denen die die Bücher noch nicht gelesen haben, nicht den Spaß nehmen möchte. Auch den zweiten Band hatte ich innerhalb weniger Tage durchgelesen. Also ging es auch gleich mit dem dritten weiter und fragte mich, ob dieser meine Erwartungen erfüllen konnte, und das konnte er.
James Dashner hat es gut verstanden, das Geschehen so zu beschreiben, dass es nicht erzwungen wirkte. Auch das Ende der Trilogie war für mich gelungen. Der Abschluss der Trilogie hinterließ ein gutes Gefühl bei mir und ich kann gut mit dem Ende leben.

Diese Trilogie ist ein Muss für alle, die Dystopien lieben. Wer es mag sich mitten im Geschehen wiederzufinden, sollte an diesen Geschichten auf keinen Fall vorbei gehen. Für mich ein echtes Highlight, welches ich in diesem Jahr entdeckt habe.
Ich kann die Trilogie um Thomas und seine Freunde nur empfehlen.

Cover: 3/5 Bücherherzen: Ich bin eher für richtig auffällige Cover, allerdings ist das ja Geschmackssache.

Inhalt: 5/5 Bücherherzen: Der Inhalt ist Spannend und mitreißend. Die Geschichte ist eine sehr gute Idee, welche auch interessant umgesetzt wurde.

Schreibstil: 5/5 Federn: Der Schreibstil von James Dashner ist leicht und flüssig, er lässt einen förmlich durch die Seiten gleiten, auch an die etwas andere Sprache hat man sich schnell gewöhnt.

Spannung: 5/5 Federn. Der Spannungsbogen wurde in allen drei Büchern stets hoch gehalten. Viele Wendungen waren doch sehr überraschend.

Charaktere: 5/5 Federn: Die Charaktere sind interessant beschrieben und haben auch Tiefe. Auch die Veränderungen die manche von ihnen durchmachen, sind leicht nachvollziehbar und machen die Figuren plastischer.


Insgesammt vergebe ich für diese tolle Trilogie 5 von 5 Schreibfedern. Ich kann die Trilogie nur wärmstens empfehlen.






Sonntag, 21. Dezember 2014

Auslosung Blogtour Stolperfalle Liebe

Huhu ihr Lieben.

Die liebe Emma S. Rose hat ausgelost.

Erst einmal bedanke ich mich Recht herzlich bei der Autorin, dass ich bei dieser Blogtour dabei sein durfte. Es hat riesigen Spaß gemacht. 

Und nun zu den Gewinnern. 
Hier könnt ihr nocheinmal sehen, was es zu gewinnen gab: 


***Der erste Preis geht an:***
***Ute Z***

***Der zweite Preis geht an:***
***Ricarda Kehlert***

***Und der dritte Preis geht an: ***
***Nane***

Herzlichen Glückwunsch ihr Lieben.

Und an alle anderen: Nicht traurig sein, es wird mit Sicherheit noch mehr Gewinnspiele geben.



Donnerstag, 18. Dezember 2014

Mones wöchentlicher Leseabend

Huhu ihr Lieben,

Auch heute findet wieder mein wöchentlicher Leseabend statt.

Wie immer geht es um 18 Uhr los, aber vorher habe ich noch eine Frage:
Unser nächster Leseabend wäre am 25.12. Das ist ja der erste Weihnachtsfeiertag und einige werden unterwegs sein. Auch ich bin nicht da, könnte aber ab 20 Uhr einen Leseabend starten.
Habt ihr Lust dazu, oder seid ihr auch alle beschäftigt?


18 Uhr ~ erste Frage:
Was werdet ihr heute Lesen?

Maze Runner - Die Auserwählten in der Brandwüste

19 Uhr ~ zweite Frage:
Welches ist euer Lieblingsbuch von 2014?

Ich kann das gar nicht auf eins reduzieren, habe so viele tolle Bücher gelesen dieses Jahr :D

20 Uhr ~ dritte Frage:
Welches war euer schlechtestes Buch 2014?

Bei mir war es roter Mond. Ich kam irgendwie überhaupt nicht in die Geschichte hinein.

21 Uhr ~ vierte Frage:
Wenn ihr eBooks lest, kommt es dann auch vor, dass ihr euch die Bücher noch als Printexemplare kauft?

Ja wenn sie mir besonders gefallen, dass muss ich sie auch als Printbuch haben.

22.30 Uhr ~ fünfte Frage:
Sammelt ihr Lesezeichen?

Es gibt schon ein paar Schöne die ich dann unbedingt haben muss ;) 

So ihr Lieben, die letzte Frage kommt heute etwas früher:
22.45 Uhr ~ letzte Frage:
Werdet ihr noch weiter lesen?

Nein, ich gehe jetzt ins Bett und lese morgen weiter.


Ich wünsche euch allen eine gute Nacht, es freut mich dass ihr dabei wart und ich freue mich aufs nächste Mal. 

Dienstag, 16. Dezember 2014

Blogtour »Stolperfalle Liebe«





Huhu ihr Lieben, ich freue mich, euch heute hier auf meinem Blog zur Blogtour begrüßen zu dürfen. Ich habe die Ehre euch die Protagonisten, aus Stolperfalle Liebe, näher bringen zu dürfen. Heute erfahrt ihr alles Wissenswerte über Lucy, Mark und Andre. Natürlich könnt ihr am Ende auch etwas gewinnen. 
Aber nun stelle ich euch erst einmal die Hauptfiguren vor:  






















Nun wisst ihr um wen es in dem Buch Stolperfalle Liebe geht. 
Und damit ihr einen Eindruck gewinnt, wie die drei so sind, habe ich für euch, ein Interview mit ihnen geführt. Was sie mir da so alles verraten haben, könnt ihr nun lesen: 

Hallo ihr Lieben, es freut mich, dass ihr euch bereit erklärt habt, mit mir zu sprechen und mir meine Fragen zu beantworten. Ich würde sagen, wir reden auch gar nicht lange um den heißen Brei, sondern fangen gleich an.
Lucy, Du bist ja die einzige Frau in eurem Dreiergespann, wie kommt es, dass eine Frau wie du, kaum Freundinnen hat?

Lucy: Hallo liebe Simone. Wir nehmen uns gerne die Zeit für dich!
Dass ich mich hier nun mit zwei Männern befinde, ist eigentlich fast schon Zufall *lacht*. Es könnten genauso auch Frauen sein. Ich habe keine Abneigung Mädels gegenüber oder so, pflege ja auch eine Freundschaft mit Karla… es ist eher so, dass ich generell nicht viele Freunde habe. Ganz unabhängig vom Geschlecht. Als damals mein Vater starb, entwickelte ich eine große Verlustangst. Karla und Mark waren zu dem Zeitpunkt enge Freunde von mir und ließen sich nicht vertreiben – also blieben sie. Abgesehen davon verschloss ich mich. Keine neuen Freunde, keine Gefahr vor Verlust. Eine einfache Rechnung …
Dass Mark eine Wohngemeinschaft führt, zieht zwangsläufig nach sich, dass ich mit dem Mitbewohner auch etwas zu tun habe. Und dass sich dieser spezielle neue Mitbewohner als derart anhänglich entwickelt, das konnte wohl keiner ahnen … *lacht*

*Ich lache mit* Okay, das war wohl Schicksal, wenn man eure erste Begegnung mal Revue passieren lässt. 
Mark, du bist schon seit langem Lucys bester Freund, wie schätzt du das Ganze ein?
Mark: Mit diesem Thema liege ich Lucy sehr gerne und sehr oft in den Ohren, liebe Simone. Ich finde es schade, dass Luce so verschlossen ist – auch wenn ich die Gründe dafür natürlich nachvollziehen kann. Ich selber bin ja auch ein gebranntes Kind durch die Scheidung meiner Eltern. Ich versuche immer wieder, Lucy unter Menschen zu bringen, doch das ist gar nicht so einfach. Auch habe ich immer wieder gerne versucht, sie mit wem anderes zu verkuppeln. Zum Glück hat sich das erstmal erledigt *lacht*. Insgesamt möchte ich aber, dass sie glücklich und zufrieden ist. Wenn sie das nur mit wenigen Freunden ist, dann akzeptiere ich das. Meistens.

Du bist halt ihr bester Freund.
Andre, du kennst Lucy und Mark noch nicht ganz so lange, wie ist dein Eindruck von den beiden? Was macht die beiden aus?
André: Ich gebe ganz ehrlich zu, dass ich am Anfang schon ein bisschen eifersüchtig auf die beiden war. Nicht, weil ich Angst hatte, dass etwas zwischen Mark und Lucy laufen könnte – nein. Wohl eher, weil die beiden eine solch innige Beziehung zueinander haben. Ich denke, dass Mark und Lucy sich blind vertrauen können. Geht es Mark schlecht, spürt Lucy das – ob sie in der Nähe ist oder nicht – und andersherum gilt es genauso. Ich habe selten eine Freundschaft erlebt, die enger und inniger ist und das wünscht sich vermutlich jeder Mensch, nicht wahr? *lacht* Am Anfang ist man vielleicht etwas peinlich berührt bei dieser offenen Zurschaustellung von Zärtlichkeit, eifersüchtig auf dieses Vertrauen … doch wenn man die beiden erst einmal näher kennengelernt hat, dann ist man einfach nur froh, solche Menschen zu seinen Freunden zählen zu können.

Lucy und Mark seht ihr das genauso?
*sehen sich beide an und lachen*
Lucy: Nun, dass wir uns lieben, das ist wohl kein Geheimnis. Ich kenne kaum jemanden, für den ich innigere Gefühle habe als für Mark – sorry, André.
Mark: Mir geht es genauso. Lucy ist wie eine Schwester für mich – sogar noch mehr. Ich kann es mir kaum vorstellen, wie ein Leben ohne sie wäre –
Lucy: Geht mir genauso!
Mark: - und möchte es auch gar nicht.
André: Siehst du, Simone? Genau das meine ich. Man fühlt sich fast wie ein Voyeur, wenn man sich die beiden so anschaut.

*Ich lache* Ja ich verstehe was du meinst, Andre.
Was hast du eigentlich so gemacht, bevor du die beiden getroffen hast?
André: *lacht* Hauptsächlich studiert. Hätte man mir vorher gesagt, wie anspruchsvoll das Jura-Studium ist, vielleicht hätte ich es mir dann anders überlegt. Na gut, vermutlich nicht, aber trotzdem. Ich habe intensiv studiert und versucht, zeitnah fertig zu werden. Bevor ich in die WG gezogen bin, habe ich auch noch bei meinen Eltern gewohnt. Ich war jetzt kein Einsiedlerkrebs und auch kein Einzelgänger oder so, aber schon recht zielstrebig. Neben Studium, Praktika und dem typischen Studentenleben mit einigen Kommilitonen sind die Jahre nur so verflogen. Erst jetzt in der WG habe ich das Gefühl, so richtig flügge geworden zu sein.

*Ich nicke*
Wie seht ihr eure Zukunft? Gibt es einen kleinen Ausblick, was ihr so vor habt?
Lucy: Ha, die Jungs wollen den Rest der Wohnung auch noch renovieren. Ich glaube, genau in der Zeit nehme ich mir Urlaub und fahre ganz weit weg.
André: Dann bleiben wenigstens alle Farbeimer stehen und es passiert kein Unglück.
Lucy: *schlägt André unsanft auf den Arm* Hallo? Beim Wohnzimmer ist doch alles gut gegangen, oder nicht?
Mark: *mischt sich ein* Also in erster Linie sieht unsere Zukunft genau so aus. Schlagabtausch zwischen den beiden. Aber das kann ja durchaus Spaß machen.
André: Ich könnte mir gut vorstellen, dass wir erst die WG renovieren und dann alle drei gemeinsam in den Urlaub fahren. Das wäre bestimmt witzig.
Mark und Lucy nicken begeistert.
Lucy
: Es gibt noch einiges, was sich einspielen muss zwischen uns dreien. So lange ist André ja noch nicht mit von der Partie. Aber ich glaube, dass wir viele witzige gemeinsame Stunden haben werden. André wird dann auch irgendwann der große Überflieger, wenn er die Kanzlei seines Vaters übernimmt.
Mark: Oder du, Baby, wenn du endlich deinen beschissenen Job hinschmeißt und das tust, was du wirklich kannst.
André: *redet schnell weiter, um Lucy und Mark abzulenken* Du siehst, Simone, es wird turbulent in der nächsten Zeit. Auf jeden Fall sehr interessant, sodass es sich lohnt, mal wieder bei uns vorbeizuschauen!

Oh ja ich glaube, da wird uns noch einiges erwarten. Vielen Dank ihr Lieben, es freut mich sehr, dass ihr euch dir Zeit genommen habt mit mir zu plaudern. Ich wünsche euch alles Gute und hoffe, dass wir noch viel von euch hören werden.

Alle drei durcheinander: Klar, sehr gerne doch!


Nun habt ihr so einiges über unsere drei Protagonisten erfahren. Kommen wir nun zu unserem Gewinnspiel, folgendes könnt ihr gewinnen:


 der erste Preis:
Gewinnt ein Weihnachtspaket von Emma S. Rose.
Drin enthalten ist unter anderem
ein Printbuch von Stolperfalle Liebe, mit Widmung.
Der zweite Preis ist je ein eBook von 
Frühstück ausgeschlossen 
und 
Lina - Hoffnung auf leben

Und der Dritte Preis:
ein eBook von Lina - Hoffnung auf Leben
und ein Lesezeichen. 






Was müsst ihr dafür tun? 
Das ist ganz einfach: Beantwortet folgende Frage in den Kommentaren: 

Wie heißt Lucys beste Freundin, die sie ungefähr genauso lange kennt wie Mark? 

Wenn ihr euch das Interview durchlest, ist diese Frage ganz einfach für euch. 

Ich wünsche euch ganz viel Glück und viel Spaß bei der weiteren Blogtour.
Die Daten findet ihr oben im Banner. 


Das Kleingedruckte:
Teilnahmebedingungen:
Auf jedem Blog wird eine Frage gestellt, die könnt ihr per Kommentar beantworten.

  • An der Verlosung dürfen nur volljährige Personen teilnehmen
  • Die Gewinner werden auf allen teilnehmenden Blogs veröffentlicht.
  • Ihr habt nach Gewinnerbekanntgabe 1 Woche Zeit euch zu melden, tut ihr dies nicht, wird neu ausgelost.
  • Datenschutz: Die benötigten Daten der Gewinner, werden ausschließlich für das Gewinnspiel benötigt und nicht an Dritte weitergegeben. Nach dem Gewinnspiel werden alle Daten gelöscht.




  • Rechtsweg ist ausgeschlossen, keine Barauszahlung des Gewinns.

Donnerstag, 11. Dezember 2014

Auszug aus "Angel of Love - Der Engel den ich liebte"

Prolog

»Bist du dir absolut sicher, dass du das tun willst, Daniel?« Gabriel sah seinen Freund eindringlich an, doch Daniel sah nur mit einem sturen Funkeln in seinen türkisblauen Augen zurück. Die beiden standen auf einem langen Gang, der gesäumt war von alten, hohen Säulen im griechischen Stil. Der Tempel in dem sie sich befanden, war so alt wie der zweite Himmel selbst, welcher nur den Erzengeln vorbehalten war. Im Gegenzug dazu war der erste Himmel alleine für Gott bestimmt.
»Daniel! Du bist der Ranghöchste Erzengel. Du kannst nicht einfach so auf die Erde gehen ohne richtig darüber nachzudenken!«
»Gabriel ich muss!« Er war kurz davor sich die rot-blonden Haare zu raufen und rang darum, die Beherrschung über seine Hände zu behalten. »Du hast doch gesehen, was Cassiel angestellt hat! Statt sie zu schützen, hat sie ihr das Leben zur Hölle gemacht!«
»Ja, und genau das solltest du Gott mitteilen. Du bist seine rechte Hand, vor allem du solltest ihm alles sagen können!« Gabriel hatte seine Stimme erhoben, er wollte einfach nicht zulassen, dass sein bester Freund sich alles ruinierte, nur weil er im Affekt handelte. Sie alle hatten heute Nachmittag gesehen, was Cassiel ihrem Schützling angetan hatte. Sie wurden Zeugen, wie der Schutzengel der Einsamen und Traurigen, dieses junge Mädchen, einfach ihrem Schicksal überlassen hatte, statt ihr beizustehen. Keiner der Erzengel hieß ihr Handeln gut, sie wussten, dass sie einfach nur eifersüchtig war, was das alles noch schlimmer machte. Denn niemand von ihnen sollte sich von so niederen und unreinen Gefühlen in seinem Handeln beeinflussen lassen. Dennoch sollte Daniel nicht überstürzt reagieren, es gab andere Mittel und Wege und das versuchte Gabriel ihm klar machen.
Doch an Daniel war im Moment kein heran kommen, er hatte seinen Entschluss gefasst und war dafür bekannt, eine einmal gefasste Entscheidung nicht mehr zu überdenken. Er war nicht umsonst der Engel der Liebe, Güte, Gnade und Barmherzigkeit, wenn er jemanden in sein Herz geschlossen hatte, würde er für diesen jemand sterben. Und diesem schüchternen Menschenmädchen, mit den braunen Haaren und grünen Augen, hatte er einen festen Platz in seinem Herzen geschenkt.
»Gott kann nichts tun und das weißt du auch.« Daniel lief auf und ab, wobei sich seine drei Flügel entfalteten, was jedem deutlich machte, wie angespannt er war. Die beiden äußeren dehnten sich nach links und rechts, während der in der Mitte, wie ein Horn über seinem Kopf aufragte. »Er lässt jedem seinen freien Willen und mischt sich niemals direkt ein.« Gabriel ließ seinen Freund nicht aus den Augen, er wirkte wie eine Raubkatze im Käfig, jeden Moment bereit zum tödlichen Schlag auszuholen.
»Aber vielleicht kann er dennoch etwas tun, denk bitte nochmal drüber nach.«
Daniel sah seinem besten Freund in die Augen und seufzte resigniert. »Ich habe drüber nachgedacht Gabriel, sehr gut sogar und Azzael hält es auch für eine gute Idee.«
»Azzael!« Gabriel spie den Namen regelrecht aus. »Der will doch nur an deinen Posten! Er will die rechte Hand Gottes werden und wirkt auf uns schon lange nicht mehr so freundlich und zuvorkommend wie auf dich!«
»Jetzt ist aber genug!« Daniel legte all seine Macht in diese wenigen Worte welche nun zu vibrieren schienen. »Wenn Azzael meinen Posten gewollt hätte, hätte er ihn sich schon längst genommen und nicht auf so eine ungewisse Gelegenheit gewartet.« Gabriel sagte eine ganze Weile nichts sondern blickte in die Lehre. Schließlich sah er Daniel nur in die Augen und erkannte, dass diese Diskussion zwecklos war. Traurig schüttelte er den Kopf und wandte sich ab, bereit zu gehen.
»Merk dir eins: Du wirst hier oben immer einen Freund haben, ganz gleich was passieren wird.« Mit diesen Worten drehte er sich endgültig um und ging den langen Flur entlang davon, bis ihn die scheinbare Endlosigkeit verschluckte. Daniel sah ihm hinterher während sich leise Zweifel in ihm breit machten, doch ehe er genau darüber nachdenken konnte, trat Azzael an seine Seite und legte ihm seine Hand auf die Schulter. Daniels Flügel falteten sich beinahe augenblicklich wieder auf seinem Rücken zusammen.
»Du tust das Richtige, mein Freund.« Daniel antwortete nichts, er hörte seinen alten Freund kaum, war er in Gedanken doch schon auf der Reise. Auf der Reise zu der einzigen Frau, die er jemals lieben würde...
Kapitel 1

»Guckt euch die mal an.«
»Das ist doch die Cooper.«
»Ja, wie die immer herum läuft, die geht bestimmt den Altkleidercontainer plündern, so wie ihre Klamotten immer aussehen.« Jeden Morgen der gleiche Spießrutenlauf, die gleichen immer wiederkehrenden Sprüche. Wieder einmal stehe ich an meinem Spind und lass dieses morgendliche Grauen über mich ergehen. Das trostlose Grau der Schränke, spiegelt haargenau meine Stimmung wider, aber ihre Sticheleien prallen mittlerweile an mir ab, als würde ich nicht mehr hören als den Wind in den Blättern. In den siebzehn Jahren, die ich nun schon lebe, habe ich noch nie etwas anderes gekannt, als Spott und Hohn sobald ich mit anderen Kindern zusammen war. Dabei kann ich mich nicht einmal daran erinnern, wann das alles angefangen hat. Seit ich denken kann, bin ich eine Einzelgängerin, glücklich damit solange ich meine Ruhe habe. Ich kämpfte mich mein Leben lang schon alleine durch, fast ohne irgendwelche Freunde welche mir bei erster Gelegenheit in den Rücken fallen wie ich es schon so oft beobachtet habe. Wenn ich früher zu meinen Eltern mit meinen Problemen ging, bekam ich immer die gleichen Aussagen zu hören: »Sei nicht so ein Weichei.« oder »Lass die doch, die werden schon aufhören wenn sie merken, dass es dich nicht interessiert.« Aber genau das ist das Problem, es hat mich interessiert und es hörte nie auf. Auch jetzt, mit siebzehn Jahren, bekomme ich meinen Mund nicht auf um mich zu wehren. Ich schultere meine blaue Umhängetasche und beeile mich, in mein Klassenzimmer zu kommen, bevor es zur Stunde klingelt. So unauffällig wie möglich husche ich die Flure des Gymnasiums entlang und versuche keine Aufmerksamkeit zu erregen. Die Wände der Schule sind in einem hellen gelb gestrichen, was die Umgebung allgemein freundlich wirken lässt. Doch mich kann dieses Umfeld nicht täuschen, an vielen Stellen sind Schmierereien und andere Bilder der Schüler mehrfach übermalt und in etlichen Ecken blättert die Farbe ab. Ein paar Minuten später erreiche ich die rote Tür meines Klassenzimmers, welche wie immer geschlossen ist und ich wappne mich noch einmal, bevor ich die Türklinke hinunterdrücke. Hoffentlich ist Caprice noch nicht da, dann habe ich eine gute Chance, ungesehen in die Klasse zu kommen. Caprice Dante ist meine beste und einzige Freundin, wobei ich mich jedes Mal frage, wie es dazu kam, dass ausgerechnet sie meine Freundin wurde. Sie ist der Inbegriff der Schönheit: Schlank, blond und blauäugig, immer perfekt gestylt und nie um eine Antwort verlegen. Schon oft habe ich mir gewünscht, doch nur ein kleines bisschen wie sie zu sein, doch leider färben Charakterzüge nicht ab. Caprice und ich gehen in die zwölfte Klasse des Albert-Einstein-Gymnasiums in Neubrandenburg und kennen uns schon seit wir im Kindergarten waren. Mein Leben hier war bis jetzt kein Kinderspiel, selbst mit ihr als beste Freundin und so wie es aussieht, wird sich daran so schnell nichts ändern. Ich fahre mir noch einmal mit der Hand über meine braunen, glatten Haare, die ich zu einem Pferdeschwanz zusammen gebunden habe und öffne die Tür mit einem entschlossenem Ruck. Kaum betrete ich den Raum, schreit Caprice meinen Namen und zwar so laut, dass ihn niemand überhören kann. »Dawn! Da bist du ja endlich!« Ich seufze, ringe mir ein Lächeln ab und winke Caprice zu, die in der hinteren Ecke an einem der Doppeltische sitzt und gehe zu meinem Platz am Fenster. Ich sitze allein und bin auch froh darüber, so habe ich wenigstens während des Unterrichts meine Ruhe. Naja vielleicht wäre es schöner, wenn Cap neben mir sitzen würde, aber sie hat genügend andere Freunde, die deutlich mehr mit ihr gemeinsam haben und so hoffe ich erst gar nicht, dass sie sich mal zu mir setzt. Glücklicherweise ist unsere Klasse klein. Wir sind nur zwölf Schüler und in den meisten Klassenzimmern gibt es mehr als zwölf Doppeltische. Ursprünglich waren die Räume für größere Klassen ausgelegt, so dass wir nun freie Platzwahl hatten.
»Ich verstehe nicht, warum du dich mit der abgibst.« Sharon versucht erst gar nicht leise zu sprechen und so kann ich sie durch den Raum sehr gut verstehen. Sie weiß genau, dass ich sie höre und legt es darauf an, mich zu demütigen. Als ich aufschaue, sehe ich wie sie mich mit ihren grün-braunen Augen fixiert, ein fieses Lächeln im Gesicht. Ihre brünetten Locken, hat sie ordentlich am Hinterkopf zusammengesteckt und ich muss mir erneut eingestehen, dass sie wirklich hübsch ist.
»Du hättest das Zeug zu unserer Clique zu gehören, Caprice.« Während sie spricht, lässt sie mich keinen Moment aus den Augen.
»Bevor ich in eure Clique komme, rasiere ich mir lieber den Schädel kahl.« Caps Blick bohrt sich in den von Sharon, welche den Blick von mir abgewandt hat um meine beste Freundin zornig an zu funkeln. Sie gibt ständig solche Antworten worum ich sie ziemlich beneide. Sharon antwortet nicht weiter, sondern rümpft nur die Nase während sie sich neben Taylor setzt, welche Sharon förmlich anhimmelt. Es klingelt und unser Lehrer kommt endlich hinein. Er stellt sich an den Lehrertisch und zieht eine Weltkarte vor der Tafel herunter um damit den Erdkundeunterricht zu beginnen. Natürlich muss ich an die Karte, warum sollte ich auch verschont werden. Seufzend stehe ich auf und gehe nach vorne. Ich hasse es vor der Klasse zu stehen, denn kaum stehe ich dort, geht auch das Gekicher wieder los. Und ich weiß noch nicht einmal, warum sie kichern. Meine Sachen sind ganz normal und alltäglich. Blaue Jeans, schwarzes T-Shirt, Turnschuhe. Aber wahrscheinlich ist das nicht cool genug, denn es stehen keine Markennamen drauf.
»Dawn, wiederhole doch bitte noch einmal den Stoff von der letzten Stunde.« Herr Meier überhört das Gekicher einfach und ich versuche es ihm gleich zu tun. Den Stoff der letzten Unterrichtsstunde habe ich noch gut im Kopf, also wiederhole ich alles was ich weiß und darf mich dann wieder setzen. Der Rest der Stunde geht viel zu schnell vorbei, denn die Pausen sind am Schlimmsten und daher hoffe ich immer, dass es möglichst lange dauert bis es klingelt. In den Stunden habe ich meine Ruhe, aber kaum hat Herr Meier den Raum verlassen, gehen das Geplapper und die Sticheleien von vorne los. Also sitze ich einfach nur auf meinem Platz und kritzele in meinen Schreibblock. So lange es nur kleine Sticheleien sind, ignoriere ich es einfach und tue so als wäre ich taub. Obwohl das Zimmer in einem schönen Orangerot gestrichen ist und große Fenster hat, kommt es mir vor, als würde ich in einem Kerker sitzen und die Zeit will einfach nicht vorbeigehen. Dabei hat diese Pause nur zehn Minuten, doch jede Minute erwarte ich einen neuen Mobbing Angriff von Sharon und ihrer Clique. Gerade als ich zum gefühlt hundertsten Mal auf die Uhr schaue, kommt Caprice an und setzt sich auf meinen Tisch.
»Ich gehe heute Nachmittag einkaufen, hast du Lust mitzukommen?« Grinsend schaue ich auf.
»Wie oft willst du das eigentlich noch Fragen?« Jeden Tag stellt sie mir dieselbe Frage. Und immer wieder bekommt sie die gleiche Antwort.
»So lange bis du endlich einmal ja sagst.« Ich muss grinsen.
»Zum Ja-sagen ist es doch noch viel zu früh«, spreche ich das erstbeste aus, was mir in den Sinn kommt. »Wir haben uns ja noch nicht einmal geoutet.« Caprice lacht und mein Lächeln wird noch ein wenig breiter. »Dawn, du kannst so witzig sein, wenn du willst. Du solltest diese Seite öfter zeigen.« Ich zucke nur mit den Schultern und senke den Blick. Caprice weiß ganz genau, dass ich mich nur bei ihr so geben kann. »Du weißt, dass ich das nicht kann.«
»Doch du kannst, du musst dich nur mal trauen.« Mit diesen Worten lässt sie mich allein und geht wieder auf ihren Platz. Endlich klingelt es zur nächsten Stunde, doch auch diese geht wieder viel zu schnell vorbei. Der ganze Schultag läuft nach diesem Schema ab und so geht es jeden Tag, Woche für Woche. Nach der siebten Stunde, mache ich mich auf den Weg nach Hause. Der Dienstag ist geschafft und ich zähle die Tage bis zum Wochenende, es sind nur noch drei. Als ich den Schulhof verlassen will, stellt sich mir Jerome in den Weg. Auch er ist ein Schüler aus meiner Klasse und der on – off Freund von Sharon. Zurzeit mal wieder der off-Freund soweit ich weiß.
»Na Püppchen.« Ich versuche ihn böse anzuschauen, was nicht gerade meine Stärke ist und mich an ihn vorbeizuschieben, doch Jerome lässt mich nicht. Er hat mich an einen Zaun gedrängt und wird von seinen besten Kumpels flankiert. Seine Sprüche sind keinesfalls nett gemeint, das weiß ich aus Erfahrung, sie sollen mich demütigen und verunsichern, was sie meistens auch schaffen.
»Wo willst du denn so schnell hin?« Seine Begleiter Robin und Markus lachen und Markus klopft ihm auf die Schulter. Ich schaffe es nicht einmal zu sagen, dass sie mich in Ruhe lassen sollen, alles in mir ist blockiert und ich werde rot. Also machen sie weiter, während ich beschämt zu Boden schaue und hoffe, dass es schnell vorbei ist.
»Warum denn so verkrampft?« Während er spricht, fängt Jerome an mich zu betatschen und ich verschränke die Arme vor meiner üppigen Brust, um ihn wenigstens ein bisschen auf Abstand zu halten. Dabei muss ich mich zusammenreißen, damit mir nicht die Tränen in die Augen steigen. Auch wenn ich ihm keine Ansage machen kann, ich werde ihm nicht die Genugtuung gönnen mich weinen zu sehen.
»Du musst mal lockerer werden, Püppchen. Bist bestimmt noch nie gepoppt worden.« Markus bricht in schallendes Gelächter aus und ich merke wie mein Gesicht noch dunkler wird.
»Aber auf so etwas wie die steigt doch eh keiner freiwillig rauf«, sagt er zu Jerome. Aus den Augenwinkeln beobachte ich die pubertären Teenager. Robin scheint es unangenehm zu sein, denn er blickt nicht in meine Richtung und tritt nervös von einem Fuß auf den anderen.
»Kommt, lass die doch, da kommt der Meier und der hat uns schon auf dem Kieker«, er zieht Jerome am Arm von mir weg, während Markus sich gleich aus dem Staub macht. Jerome geht widerwillig mit, wirft mir im Gehen aber noch ein anzügliches Grinsen zu, ich kann es in seinen braunen Augen aufblitzen sehen.
»Wenn du mal bisschen entspannen willst«, bei dem Wort entspannen zeichnet er mit den Fingern Gänsefüßchen in die Luft, während er sich rückwärts von mir fort bewegt.
»Dann opfere ich mich gern für dich.«
Er dreht sich um und folgt den anderen. Ich schaue den Jungs hinterher und frage mich wie jedes Mal, was in diesen Idioten vor sich geht. Mein Blick trifft den von Robin. Überrascht stelle ich fest, dass er bestürzt aussieht, doch so schnell wie er wegschaut, bin ich mir nicht sicher, ob ich es richtig gesehen habe. Innerlich wappne ich mich und warte darauf, dass Herr Meier kommt und mir seine Fragen stellt, wie er es jedes Mal macht, wenn er sieht, dass die Jungs mich bedrängen. Und immer bekommt er die gleiche Antwort, nämlich das alles in Ordnung ist. Doch er kommt nicht. Also schaue ich mich um, um zu sehen, ob er noch weit weg ist und ich es schaffe die Flucht zu ergreifen, doch unser Klassenlehrer ist nirgendwo zu sehen. Verwirrt blicke ich noch einmal in Richtung der Jungs und sehe wie Robin mir ein zaghaftes Lächeln zuwirft. Ich laufe rot an und kann nicht zurück lächeln, es ist als wären meine gesamten Muskeln gelähmt. Schnell schaue ich weg und mache, dass ich nach Hause komme. Mutti und Papa sind noch arbeiten, als ich daheim ankomme. Unser Haus ist klein und hat zwei Stockwerke. Im oberen Stockwerk liegen die Zimmer von mir und meinen Geschwistern. Unten findet man das Schlafzimmer meiner Eltern, ein Gästezimmer, eine große Küche und ein Wohnzimmer. Badezimmer gibt es zwei Stück, verteilt auf die beiden Stockwerke. Dennoch reichen sie morgens nie aus. Als ich das Haus betrete, ist von meinen beiden Geschwistern niemand zu sehen. Wahrscheinlich ist Lily mit ihren Freundinnen unterwegs genauso wie Nick. Lily ist vier Jahre jünger, aber viel beliebter an der Schule und Nick ist sechs Jahre jünger. Meine Geschwister sind beide das genaue Gegenteil von mir. Es fällt ihnen deutlich leichter Anschluss zu finden. Allerdings hat meine Schwester eine körperliche Behinderung und ist daher der Liebling unserer Mutter, Nick geht auf eine Förderschule und ist das Nesthäkchen unserer Familie. Dadurch haben beide auch eine andere Erziehung genossen. Während meine Eltern zu mir immer streng waren, so wurde bei Lily sehr oft Nachsicht geübt, da sie es mit ihrer Behinderung ja eh schon schwer hat. Vieles was sie tat wurde nie bestraft, aber wenn ich mal etwas angestellt habe, war die Strafe umso härter. Meistens habe auch ich die Schuld bekommen, wenn etwas passierte. Entweder ich habe nicht gut genug aufgepasst oder ich habe nicht gemacht, was man mir gesagt hat, oder, oder, oder … Dabei gab es nie Schläge oder so, wir hatten auch so genug Respekt vor unseren Eltern. Mittlerweile bin ich daran gewöhnt und habe ein dickes Fell. Die Vorwürfe meiner Eltern prallen an mir ab, dass sie mich dennoch lieben, weiß ich. Sie können es nur nicht so zeigen, weil sie es selbst nie gelernt haben.

Nachdem ich die Haustür hinter mir geschlossen habe, gehe ich die Treppe hinauf in mein Zimmer und setze mich an meinen Schreibtisch. Mein Reich ist nicht das Größte und neben dem Schreibtisch stehen noch ein Futon Bett und ein Kleiderschrank drin, was den Platz zum Bewegen stark einschränkt. Meine Wände sind in einem schönen Apricot-Ton gestrichen und meine Füße versinken bei jedem Schritt in einem dicken, weichen Teppich dessen Farbe an den Himmel bei Vollmond erinnert. Als erstes erledige ich meine Hausaufgaben und lerne danach noch eine Weile bis mein Handy mich aus meinen Gedanken reißt und ich Caprice ihren Namen erblicke.
»Hey, Schätzchen«, meldet sie sich, nachdem ich abgehoben habe.
»Hey, Cap.«
»Und? Hast du dich endlich mal anders entschieden? Mein Pa fährt uns auch.« Ich verkneife mir ein seufzen, jedoch verdrehe ich die Augen auch wenn sie es nicht sehen kann, oder vielleicht gerade deswegen.
»Caprice, ich muss noch lernen.« Sie schnaubt ins Telefon und ich kann ihr Gesicht dabei förmlich vor mir sehen.
»Du lernst jeden Tag und hast in fast allen Fächern eine eins. Was willst du denn noch?«
»In allen Fächern eine Eins?« Caprice lacht und sagt: »Du bist einfach unverbesserlich.«
»Tja so bin ich.«
»Ok, dann sehen wir uns morgen in der Schule.« Ich nicke nur, obwohl ich weiß, dass sie mich gar nicht sehen kann.
»Dann bis morgen, Cap.« Caprice legt auf und kurz darauf bin ich schon wieder ganz in meine Bücher versunken. Zwischendurch denke ich darüber nach, wie es wohl wäre Caprice zu sein, nicht mehr so schüchtern und endlich mal den Mund auf zu kriegen. Während ich mir ausmale, wie es sein könnte, kaue ich auf meinem Kugelschreiber herum, eine lästige Angewohnheit. Wenn ich nicht mehr so schüchtern wäre, würde ich mich vielleicht auch trauen, mal mit Robin zu sprechen, oder zurück zu lächeln. Für mich ist er der süßeste Typ in unserer Klasse und ständig frage ich mich, was die anderen Mädels an Jerome finden. Das Einzige was an dem attraktiv ist, sind seine braunen Augen, das war es dann aber auch schon. Zumindest, wenn es nach mir geht. Robin hingegen, mit seinen blonden Locken und seinem stämmigen Körperbau, der wäre schon eher was für mich, sein Anblick berührte etwas ganz tief in meinem Inneren.
Ich seufze und befinde mich augenblicklich in der kalten Realität wieder. Tagträume sind etwas wirklich schönes, nur leider kann man nicht in ihnen leben. Wenn ich doch nur nicht so schüchtern wäre, würde ich wohl auch nicht, auf Ewig Jungfrau bleiben ...
Unten geht die Haustür auf und ich bereite mich auf das vor, was kommen wird. Wir wohnen am Stadtrand von Neubrandenburg, nicht weit entfernt vom Tollensesee. Von Nicks Zimmer aus, kann man das Belvedere sehen. Ich liebe den Anblick des kleinen Tempels inmitten all der Bäume und den glitzernden See darunter, der funkelt wie tausend Sterne, wenn die Sonne darauf scheint. Wie gerne würde ich in Nicks Zimmer wohnen. Aber der Kleinste braucht aus irgendeinem Grund ja das größte Zimmer, doch kaum, habe ich diesen Gedanken, schäme ich mich auch schon dafür. Ich sollte nicht so missgünstig gegenüber meinem kleinen Bruder sein, jedoch ist es alles andere als einfach.
»Dawn!« Mutti schreit mal wieder das halbe Haus zusammen und bevor sie nochmal los schreit, rufe ich: »Ich komme!« Den Kugelschreiber packe ich weg und gehe nach unten.
»Du hast wieder nicht das Wohnzimmer aufgeräumt«, schimpft sie gleich los.
»Ich habe gelernt und meine Hausaufgaben gemacht und fange gleich mit dem Wohnzimmer an.« Sie sagt nichts, zieht sich nur aus und hilft dann Lily aus ihren Sachen. Mama muss sie mit nach Hause gebracht haben. Ihr beeinträchtigter Arm ist mit neuen Armreifen geschmückt und ich muss erneut das aufkeimende Gefühl der Eifersucht unterdrücken, Lily ist schon gestraft genug. Sie kann ihren linken Arm nur an der Schulter bewegen, der Rest ist steif und ihre Hand endet in Stummeln, statt in richtigen Fingern. Ich schüttele den Kopf und gehe ins helle und geräumige Wohnzimmer. Eine schöne Wohnwand ziert die eine Seite, direkt gegenüber der großen Sofalandschaft. Vor dem großen Erkerfenster steht ein Schreibtisch, auf dem der PC meiner Eltern zu finden ist und ich beginne schweigend während Lily um mich herum springt und mir ihre Armbänder zeigt. Sie sind nicht die einzigen Sachen die sie bekommen hat, aber wenn ich mal etwas brauche heißt es immer nur: Wir haben keinen Esel der Geld scheißt, nicht einmal Taschengeld bekomme ich und da soll man lernen mit Geld umzugehen. Wieder seufze ich auf.
»Alles ok, Dawn?« Lily klingt ehrlich besorgt und ich lächele sie an.
»Ja, alles gut.« Nachdem ich mit aufräumen fertig bin, frage ich Mutti ob ich noch etwas machen soll, doch sie verneint, also verziehe ich mich wieder in mein Zimmer und lese. Bücher sind neben Caprice meine besten Freunde, denn sie widersprechen nicht und verarschen mich auch nicht. Sie sind immer da und wann immer ich will, kann ich in ihnen abtauchen, in andere Welten verschwinden und die Realität um mich herum vergessen. Doch auch wenn die Realität mich immer wieder einholt, stürze ich mich erst einmal mit Harry, Ron und Hermine in ein weiteres Abenteuer.

Nach knapp einer Stunde lesen, schreit meine Mutter wieder nach mir, denn es gibt Abendbrot und obwohl ich keinen Hunger habe, gehe ich in die Küche. Das Licht in der Küche ist gedämpft wodurch die mintgrünen Fliesen dem Raum eine magische Note geben und gut mit der roten Küchenzeile harmonieren. Meine Familie sitzt schon und so setze ich mich auf meinen Platz neben Nick, gegenüber von Lily und Mama an den großen Eichentisch. Papa sitzt am Kopf des Tisches als Oberhaupt der Familie. Er ist erst vor einigen Minuten nach Hause gekommen und sitzt noch in seinen Arbeitssachen da. Normalerweise zieht er seinen Anzug vor dem Abendessen aus, aber heute scheint er zu hungrig zu sein um sich diese Zeit noch zu nehmen. Sein Job im Büro muss mal wieder ziemlich Stressig gewesen sein.
»Und Dawn, wie war dein Tag heute?« Papa sieht mich fragend an, seine schwarzen Haare liegen perfekt und die grauen Augen leuchten. »Wie immer. Alles ok. Ich habe auch schon meine Hausaufgaben erledigt und gelernt.« Papa nickt und widmet sich dann seinem Abendbrot, es gibt Nudelauflauf mit Hackfleisch. Ich weiß, dass meine Eltern mich lieben, aber manchmal wünschte ich mir wirklich, sie würden mehr für mich da sein. Oder mir mehr das Gefühl geben, sich mehr für mich zu interessieren, aber selbst wenn sie ahnen, dass etwas nicht stimmt, sagen sie nichts. Irgendwann in der dritten Klasse habe ich aufgehört, meinen Eltern von dem Mobbing zu erzählen. Ich habe alles in mich hineingefressen, habe alles still ertragen und meine Eltern haben nie nachgefragt. Nur, wenn es mal wieder ganz besonders schlimm ist, gehe ich zu meinem Vater. Einmal wurde ich von einem ehemaligen Klassenkameraden gewürgt, bin heulend nach Hause gelaufen und habe ihm unter Tränen erzählt was passiert ist. Ohne ein Wort zu sagen, setzte Papa sich ins Auto und fuhr zu diesem Jungen, er hieß David. David hat mich nie wieder angepackt oder auch nur ein Wort zu mir gesagt. Ich weiß nicht was mein Papa gemacht hat, aber es hat mir gezeigt, dass ich ihm nicht egal bin. Außer den paar kleinen Fragen, die Papa stellt, wird nicht großartig gesprochen. Mutti ist eh nicht so der Typ der viel redet, sie stürzt sich in ihre Aufgaben als Mutter, wobei Lily absoluten Vorrang hat, und ansonsten ist sie einfach eine schüchterne Frau mit wenig Freunden, fast gar keine. Sie tut mir oft leid, denn sie ist meine Mama und ich liebe sie und mit anzusehen, wie ihr nicht vorhandenes Sozialleben, sie Stück für Stück zerbricht, macht mich traurig. Da ich selbst genau weiß wie es ist ohne Freunde zu leben, kann ich mir gut vorstellen wie Mutti sich fühlt. Papa ist das genaue Gegenteil. Wenn er einen seiner vielen Bekannten trifft, dann kann es schon mal passieren, dass er sich fest quatscht und erst Stunden später wieder nach Hause kommt. Mutti ist dann meist sauer, weil sie sich allein gelassen fühlt und redet einen ganzen Abend lang nicht mit ihm. Nach dem Essen versammeln wir uns im Wohnzimmer und schauen eine Serie zusammen, dies ist fast die einzige Zeit die wir als Familie zusammensitzen, außer beim Essen natürlich. Sobald die Serie endet, geht jeder wieder seinen Aktivitäten nach. Lily und Nick spielen zusammen bis es Zeit für sie ist ins Bett zu gehen. Mutti und Papa unterhalten sich über den Tag, wobei Papa mehr redet und Mutti eher zuhört. Ich weiß, dass sie das Interesse meistens nur Vortäuscht, nur selten interessiert es sie wirklich was Papa zu sagen hat. Doch es funktioniert, nach außen hin sehen sie glücklich aus. Doch manchmal frage ich mich, wie es in ihnen aussieht. Da sie nie darüber reden, werde ich das wohl niemals erfahren. Kopfschüttelnd wende ich mich von meinen Eltern ab, die auf der Couch sitzen und sich unterhalten. Ich gehe in mein Zimmer und lese weiter, bis es auch für mich Zeit ist, schlafen zu gehen und den nächsten bescheidenen Tag zu erwarten.

Auszug aus "Lysitheas Erbe - Kampf um Liebe und Magie"

Kapitel 1 – Lysithea


Die Wellen schlugen an den Strand und meine roten Locken wehten mir ins Gesicht. Jamie ging neben mir her. Ein kurzer Blick in sein Gesicht genügte, um zu sehen, dass er das schöne Wetter sichtlich genoss. Der erste richtig schöne Tag seit wir unseren Urlaub hier an der Ostsee begonnen hatten. »Valeria?«, fragte Jamie. Ich hatte gar nicht mitbekommen, dass er mit mir redete. Obwohl ich ihm direkt ins Gesicht gesehen hatte. »Ja?« Ich errötete und zuckte ein wenig zusammen.
»Was sagst du dazu?« Er zog seine perfekt geschwungenen Augenbrauen fragend nach oben. »Was sage ich wozu?« Verwirrt schaute ich ihn an. Mit einem leichten Lächeln verdrehte er seine goldbraunen Augen. Er kannte mich so gut, dass er lächelnd er darüber hinweg sah, wenn ich ihm nicht zu hörte. »Ich hab dich gefragt, was du davon hältst, wenn wir unseren Urlaub ein bisschen verlängern. Es wäre doch schade, wenn wir jetzt, wo das Wetter so schön geworden ist, schon wieder abreisen. Und der Wetterbericht hat für die nächsten Tage noch mehr Sonnenschein angekündigt«, wiederholte er geduldig, seine Frage. »Das wäre toll!« Ich versuchte, meine Stimme enthusiastisch klingen zu lassen, und lächelte. Eigentlich sollte ich mich freuen, wenn ich noch mehr Zeit mit Jamie verbringen konnte. Zu Hause wartete nur Arbeit auf uns und wenig Zeit zu zweit. Ich war selbstständige Autorin und lag mit meinem neuen Buch weit zurück. Denn ich hatte eine Schreibblockade, die meiner Meinung nach an den Albträumen lag, welche mich in den letzten Monaten plagten.
In diesen Träumen ist es immer dunkel und viele Flammen wüten auf einer weiten Ebene. Jamie liegt jedes Mal ein ganzes Ende von mir entfernt zwischen mehreren Feuerzungen. Er rührt sich nicht. Ich versuche zu ihm zu kommen, doch mein weit ausgestelltes Kleid, dass ich in jedem Traum trage, hindert mich daran. Mit jedem Schritt, den ich auf Jamie zu gehe, entfernt er sich weiter von mir. Nach Ewigkeiten hat das Feuer mich eingekreist und verbrennt mich bei lebendigem Leibe. Dann wache ich schreiend auf. Immer der gleiche Traum, seit einigen Monaten, fast jede Nacht.
»Musst du denn nicht zurück zur Arbeit?« Fragend schaute ich ihn an. »Sie werden dich im Krankenhaus sicher brauchen.« »Ach, das hab ich geklärt.« Er zwinkerte mir zu und lächelte verschmitzt. Jamie war Assistenzarzt in der Kinderchirurgie. Obwohl er erst seit Kurzem mit dem Studium fertig war, machte er seine Sache sehr gut. Er nahm den Kindern die Angst vor den Operationen, brachte sie immer zum Lachen und erklärte ihnen die Dinge so, dass die Kinder sie verstanden, ohne dabei Angst zu haben. Dadurch war er sehr beliebt und hatte sich diesen Urlaub hart erkämpfen müssen. Dass Jamie nun einfach ein paar Tage dranhängen konnte, war mir unbegreiflich. An jedem anderen Tag hätte mich das in eine berauschende, glückselige Stimmung versetzt. Wahrscheinlich wäre ich im Kreis um ihn herum gehüpft, wie es so meine leicht kindische Art war. An diesem Tag jedoch nicht. Am Morgen war etwas geschehen, das mein ganzes bisheriges Leben völlig auf den Kopf stellte. Zumindest die paar Jahre, an die ich mich erinnerte.
Jamie hatte mich vor fünf Jahren verwahrlost an einem Straßenrand aufgelesen, ich wusste nicht, woher ich kam und wer ich war. Ich hatte keine Vergangenheit und kein Zuhause. Alles was ich besaß, war ein Ausweis. Darauf stand, dass ich Valeria Barcley hieß. Ich war einen Meter fünfundsechzig groß und hatte grüne Augen. Es war ein richtig stechendes, leuchtendes Grün, wie zwei geschliffene und polierte Smaragde, welche von der Sonne angestrahlt wurden. Außerdem stand da noch, dass mein Geburtstag der 21. 01. 1988 war und somit war ich damals einundzwanzig Jahre alt. Auch mein ehemaliger Wohnort war darauf angegeben. Also fuhr die Polizei mit mir in meine alte Wohnung, aber die war leer. Nichts deutete darauf hin, dass hier vor kurzem jemand gewohnt haben sollte, es lag sogar eine dicke Staubschicht auf den Fensterbrettern. Seltsam war auch, dass ich keinerlei Verletzungen hatte, so dass auch niemand eine Erklärung dafür hatte, warum sich in meinem Kopf eine große Leere ohne irgendwelche Anhaltspunkte für Erinnerungen befand. Nicht einmal die Ärzte fanden etwas genaueres heraus, denn jeder Test fiel unauffällig aus. Letztendlich gab man es auf nach der Ursache zu suchen und die Ärzte meinten, dass ich abwarten müsste. Es bestand die Hoffnung, dass meine Erinnerung von alleine zurückkehrte, während dieses ganzen Marathons wich Jamie mir nicht von der Seite. Er fühlte sich verantwortlich, wie er mir auf meine Frage, warum er nicht einfach verschwand, gestand. Denn schließlich hatte er mich gefunden und so kam es, dass er mich in seinem Gästehaus wohnen ließ als ich nicht wusste wohin. Jamie hatte eine wohlhabende Familie, so dass es für ihn keine Finanziellen Probleme darstellte mich mit durch zu füttern. Die Bindung zu ihm war von Anfang an stark, schon beim ersten Blick in seine Augen knisterte es gewaltig bei mir, so dass mich auch schnell nicht mehr das schlechte Gewissen plagte, sondern ich die Nähe zu ihm einfach genoss. Er war der Einzige, der mir gleich vertraut vorkam, es war als würde ich ihn mein Leben lang kennen auch wenn ich mich nicht an ihn erinnern konnte. Dass wir uns auch wirklich nicht kannten, versicherte er mir auch mehrfach glaubhaft. Und trotzdem dauerte es nicht lange bis wir ein Paar wurden und ich von dem Gästehaus in sein Haus umsiedelte. Wir waren überglücklich und gingen beide in unserer Beziehung und in unseren Berufen auf.
Doch seit heute Morgen war alles anders.
Wie immer stand ich um halb sechs auf während Jamie noch tief und fest schlief, er war im Urlaub ein Langschläfer wie aus dem Bilderbuch. Ich beobachtete ihn noch eine Weile, er sah so ruhig und friedlich aus. Sein markantes Kinn wirkte viel weicher und seine vollen Lippen umspielte ein leichtes Lächeln während seine Hand auf dem Kissen zuckte, vermutlich träumte er immer noch selig und irgendwie beneidete ich ihn ein wenig um seinen Erholsamen Schlaf. Ich wandte mich ab und nahm mir ein mintgrünes Kleid aus dem Schrank, von dem ich wusste, dass es meine Figur vorteilhaft zur Geltung brachte und meine leuchtend roten Haare betonte. Schnell zog ich mich im Badezimmer um und machte mich frisch, es zog mich an den Strand und ich wollte den schönen morgen genießen. Ich genoss es, einfach nur so barfuß durch den Sand zu spazieren während meine Gedanken ihre eigene Richtung nahmen. Ich liebte die Natur, den warmen Sommerwind in den Haaren, den Sand auf der Haut und den Salzigen Geschmack der Seeluft im Mund. Diese frühe Stunde hatte etwas Magisches, Nacht und Tag stritten sich um die Vorherrschaft und tauchten die Erde in ein magisches Licht. Alles wirkte weicher, lebendiger, neu und unschuldig. Es war eine eigene Tageszeit für mich welche ich am liebsten alleine genoss.
So schlenderte ich gedankenverloren weiter, als mir eine Frau entgegen kam. Sie sah schon von Weitem seltsam aus. Es war ihre Silhouette, die sie komisch wirken ließ. Als sie näher kam, erkannte ich, was so merkwürdig war. Sie trug eine Art Rokoko-Kleid, wie sie heutzutage höchstens noch in einem Theater oder bei einer Hochzeit zu finden sind. Die Frau sah aus, als wäre sie einer anderen Zeit entsprungen. Sie kam direkt auf mich zu, sodass ich ihr Gesicht sehen konnte. Ihre Augen waren türkisfarben und ihre Haare genauso ungewöhnlich rot wie meine. Allerdings waren ihre glatt und nicht lockig wie bei mir. Ihr Gesicht war schmal geschnitten. Es drückte Freundlichkeit und Strenge aus. In ihren Augen konnte ich Stolz erkennen. Das Kleid, das sie trug, sah aus wie reine Seide. Die Sonnenstrahlen verfingen sich in dem Stoff. Es schimmerte wie ein vom Tau feuchtes Spinnennetz. Das Kleid war königsblau und am Dekolleté mit weißer Spitze besetzt. Um die Hüften war es eng wie ein Mieder und die Farbe des Stoffes variierte dort. An diesen Stellen sah es eher schwarzblau aus. Der Rock des Kleides war bodenlang und verdeckte ihre Füße. Unten am Saum war es mit schwarzen Garn bestickt. Wäre das Kleid weiß gewesen, hätte ich sie für eine Braut auf der Flucht gehalten. Als ich mich mit ihr auf einer Höhe befand und an ihr vorbeiging, sprach sie mich an:
»Valeria, warte.« Verwundert drehte ich mich zu der Frau um. »Ich muss mit dir reden.«
»Woher wissen Sie, wer ich bin?«, fragte ich verdutzt. Gleichzeitig keimte Hoffnung in mir auf.
Kannte sie mich etwa von früher? Konnte sie mir sagen, wer ich wirklich war? Nur die Hoffnung, Antworten auf diese Fragen zu bekommen, ließ mich stehenbleiben.
»Ich bin deine Schwester, Valeria.« Was sagte sie da? Ich brauchte einen Moment, um das Gehörte zu verarbeiten. Das würde die Ähnlichkeit erklären, dachte ich mir. Aber warum tauchte sie dann erst jetzt auf? So viele Jahre später! Hatte man nicht früher nach mir gesucht? Die Gedanken schwirrten nur so in meinem Kopf herum.
»Meine Schwester?«, fragte ich, um sicher zu gehen, dass ich mich nicht verhört hatte.
»Ja, das ist für dich alles schwer zu verstehen, weil du hier sicher auch deine Familie haben wirst, aber ich kann das alles erklären.« Jetzt war ich verwirrt. Und ich registrierte nicht so richtig, was die Frau sagte. Meine Gedanken drehten sich im Kreis und tausend Dinge gingen mir durch den Kopf. Wenn sie wirklich meine Schwester war, wo war der Rest meiner Familie? Oder gab es keinen Rest? Warum suchte sie mich erst jetzt? Mein Fall war lange durch die Medien gegangen, sie hätte von mir hören müssen.
»Wie meinen Sie das? Bin ich adoptiert worden? Ich kann mich an nichts erinnern.« Auf dem Gesicht der Frau spiegelte sich ihre Verwunderung wider. »Du kannst dich an nichts erinnern? Ich meine, an dein menschliches Leben?«
Ich runzelte die Stirn. So langsam fand ich ihre Worte etwas seltsam. Aber ich war voller Hoffnung. Ich wollte endlich erfahren, wer ich wirklich war. Also beachtete ich das nicht weiter. »Nein, ich erinnere mich an nichts.«
Einen Augenblick lang lag unendliche Trauer im Blick der fremden Frau. Sie hatte sich schnell wieder gefasst und Stolz trat in ihr Gesicht. Sie straffte die Schultern, als würde sie sich auf einen harten Kampf gefasst machen.
»Ich bin hier, um dich an deine Vergangenheit zu erinnern. Eine Vergangenheit, die du nicht auf der Erde erlebt hast.« Okay, das konnte ich wirklich nicht mehr ignorieren. Ich schüttelte den Kopf. »Wer sind sie?«, fragte ich mit scharfer Stimme. Sollte sie ruhig merken, dass ich ihr nicht glaubte. »Sind Sie von irgendeiner Sekte oder so was?« Meine Worte hatten sie anscheinend irritiert. Für einen kurzen Moment entglitten ihr alle Gesichtszüge, doch sie fing sich schnell wieder. »Nein«, antwortete sie und ihre Stimme klang fest. »Ich weiß nicht, was eine Sekte ist. Ich bin deine Schwester, eben nur nicht von hier.« Das war mir zu blöd. Ich hatte keine Lust mehr, mir noch mehr Schwachsinn anzuhören. Zudem war ich sauer. Als Jamie mich gefunden hatte, war mein Fall durch alle Medien gegangen. Man hatte gehofft, jemanden zu finden, der mich kannte. Es meldeten sich auch Leute. Leider stellte sich immer heraus, dass diese nur in die Medien wollten. Gekannt hatten sie mich nicht. Sie wollten durch mein Schicksal Ruhm erlangen. Es war, als hätte es mich vor diesem Tag nicht gegeben. Nicht einmal die Nachbarn meiner angeblichen Wohnung hatten mich jemals gesehen. Letztendlich hatte ich die Hoffnung aufgegeben. Ich fand mich damit ab, dass ich nichts über meine Vergangenheit erfahren würde. So hatte ich weiter gelebt und war glücklich geworden. Und dann kam diese Frau hier an und riss alte Wunden auf. Ich schüttelte den Kopf. Enttäuscht und sauer auf mich selbst, weil ich wieder meiner Hoffnung verfallen war. Dann drehte ich mich um und ging entschlossen weiter.
»Warte, Valeria!« Irgendetwas in ihrer Stimme ließ mich innehalten. Ich schloss kurz die Augen und holte tief Luft. Dann drehte ich mich noch einmal um.
»Es ist wirklich so, wie ich es sage! Ich kann es dir beweisen.« In ihrem Gesicht spiegelte sich nichts als Ehrlichkeit. Ich suchte nach einem Anzeichen für eine Lüge. Aber da war nichts. Die Frau schien wirklich zu glauben, was sie sagte.
Ich seufzte. »Na schön. Beweisen sie es mir!«
Heute weiß ich nicht mehr, warum ich so schnell nachgegeben habe. Irgendein Gefühl musste mich dazu gedrängt haben. Und da war immer noch diese verdammte Hoffnung, doch endlich zu erfahren, wer ich wirklich war. Dazu kam, dass die Frau ein Gefühl weckte, das ich bisher nur einmal empfunden hatte. Ein Gefühl von Vertrautheit und Heimat, als würde ich diese Frau schon mein Leben lang kennen. Das gleiche Gefühl wie damals, als ich Jamie das erste Mal sah. Ich konnte mich dagegen einfach nicht wehren.
Und was sollte schon großartig passieren? Entweder sie konnte wirklich beweisen, was sie da sagte, oder es würde sich herausstellen, dass es nichts als heiße Luft war. Ob eine Enttäuschung mehr oder weniger, machte auch nichts mehr aus. Ein Leuchten trat in ihre Augen. Und ein erstes, echtes, breites Lächeln entblößte ihre makellos weißen Zähne.
»Okay. Gib mir deine Hand, bitte.«
Ich tat, was sie sagte und legte meine Hand in ihre. Misstrauisch beobachtete ich die Frau. Nichts geschah. Was sollte das Ganze? Wir standen einige Sekunden einfach so da. Ihre Augen waren geschlossen und ich hatte meinen skeptischen Blick auf sie gerichtet. Plötzlich verdrehte sie die Augen und sagte entnervt: »Valeria! So wird das nichts!«
Mir war nicht klar, dass ich etwas machen sollte. Ich sah die Frau verdattert an. Sie schaute mich an, als würde ich die einfachsten Dinge wie Sprechen oder Laufen nicht beherrschen. »Du musst es wollen, Valeria! Nur so kann ich dir zeigen, dass ich die Wahrheit sage. Du musst dich drauf einlassen, ohne irgendwelche Vorurteile. Also lass dich bitte einfach fallen und konzentriere dich!« Sie nahm erneut meine Hand. Ich fragte mich, worauf ich mich denn konzentrieren sollte. Mal abgesehen davon, dass das Ganze vollkommen verrückt war. Ich schob die Gedanken beiseite. Die Frau sah nicht so aus, als würde sie noch eine Frage dulden. Also tat ich dasselbe wie sie und schloss einfach die Augen. Dann konzentrierte ich mich auf ihre Hand. Sie lag angenehm warm in meiner. Doch sie war nicht einfach nur warm. Es war, als würde sie glühen, ein sehr angenehmes Glühen. Ich konzentrierte mich darauf, dieses Glühen genauer zu erforschen. Es breitete sich langsam aus und mir war, als könnte ich es vor meinem inneren Auge sehen. Während es immer größer wurde, kroch es von meiner Hand in meinen Arm und von da aus in meinen ganzen Körper.
Und plötzlich hatte es uns komplett eingehüllt. Auf einmal war es so, als würde ich völlig schwerelos schweben. Ich öffnete die Augen und wir standen nicht mehr am Strand in der hellen Sonne, sondern bewegten uns lautlos über der Erde. Gerade passierten wir unseren Mond. Die Sicht war ein klein wenig getrübt, da uns ein helles Licht umgab. Dennoch tat es der Schönheit um uns herum keinen Abbruch. Als Nächstes passierten wir den Mars. Er war tausendmal schöner als auf den Bildern, die man im Internet finden kann. Ein wunderbarer roter Planet, der bronzefarben schimmerte, erstaunlich und umwerfend schön. Über die Verrücktheit der Situation machte ich mir keine Gedanken. Der Anblick des Weltalls war einfach atemberaubend und ließ keinen Platz für irgendwelche rationalen Empfindungen. Der riesige Jupiter kam näher und näher. Wir hielten direkt auf ihn zu, sodass ich schon befürchtete, wir würden mit ihm zusammenstoßen. Doch dann merkte ich, wie wir auf einen kleinen blauen Punkt zuflogen. Es musste einer der Monde des Jupiters sein. Ich war von der Umgebung so überwältigt, dass ich überhaupt kein Wort herausbrachte. Der blaue Punkt wurde immer größer und entwickelte sich nach und nach tatsächlich zu einem kleinen Mond.
Die Reise war nicht lang, eigentlich waren es sogar nur ein paar Sekunden. Dann stand ich auf einem Balkon und hatte auch ein weit ausgestelltes Kleid an. Meine Haare waren zurückgesteckt und auf meinem Kopf saß ein silbernes Diadem. Ich sah zum Horizont, an dem gerade der Jupiter unterging. Er war riesig und wirkte dreißig mal größer als die daneben stehende Sonne. Sie war nichts weiter als ein heller Punkt am Himmel. Jupiter schien die Wärme der Sonne gespeichert zu haben. Er gab sie an den kleinen Mond ab, auf dem wir standen. Mir kam das alles nicht komisch vor. Ich fühlte, dass es so sein musste. Langsam kehrte die Erinnerung zurück. Die Szene änderte sich, nun saß ich auf einem Thron und viele Menschen verneigten sich vor mir. Ich fühlte eine tiefe Traurigkeit in mir, konnte aber nicht sagen, woher sie kam. Und wieder änderte sich das Bild. Nun saß ich auf einem großen Drachen. Er hatte perlmuttblaue Schuppen am Bauch und blaues glänzendes Fell auf dem Rücken. Der Drache war weiblich und hieß Celeste. Sie war mein Drache, meine Gefährtin, ein Teil meiner Seele, meine Freundin. Auf ihrem Rücken dahinschwebend schienen alle Sorgen von mir zu fallen. Eine tiefe Zufriedenheit durchströmte mich. Und nochmals änderte sich die Szene. Jetzt war ich gefesselt. Ich stand in einem riesigen Raum. Er war rund wie ein Theater. In der Mitte vor mir stand ein großer, sehr hoher Tisch. An dem saß eine Frau mit langen schwarzen Haaren. Sie sah mir sehr ähnlich. Doch ihr Gesichtsausdruck war kalt und abweisend, voller Hass. Die Frau sagte etwas, das ich nicht verstehen konnte. Dann stand sie auf und zeigte mit einem Finger auf mich. Ich wusste, dass sie dabei war, mich zu verurteilen. Sie verbannte mich auf die Erde. Die Begründung war eine einzige Lüge: Verrat an meinem Volk. Und dann verschwand alles. Es war, als würde ich kurz ohnmächtig werden. Einen Augenblick lang war alles schwarz. Dann waren wir wieder zurück am Strand und die aufgehende Sonne blendete mich.
Ich schloss die Augen. Es dauerte einen Moment, bis ich begriff, was eben geschehen war. Viel zu viele Bilder strömten immer noch durch meinen Kopf. Meine Erinnerung wurde immer klarer und kehrte zurück. Ich wusste wieder, wer ich war, woher ich kam und was meine Bestimmung war. Meine Augen hielt ich noch einige Sekunden geschlossen, denn es war eine ganze Menge, was mein Gehirn da aufnehmen musste. Die Erinnerung an ein ganzes Leben. Dann öffnete ich die Augen und sah die Frau vor mir an.
»Takira ...«, flüsterte ich und Tränen traten mir in die Augen. Die Frau vor mir nickte. Tränenüberströmt lächelte sie mich herzlich und glücklich an, bevor sie mir in die Arme fiel. »Du erinnerst dich!«, flüsterte sie in mein Haar. Wir setzten uns beide in den Sand. Während die Sonne mich wärmte, ließ ich die Erinnerung auf mich einströmen. Ich dachte an mein früheres Leben und an den Menschen, der ich einmal gewesen war.
Ich bin auf Lysithea geboren, dies ist ein Mond, der den Jupiter umkreist. Seit Jahrhunderten wurde er von der Kaiserfamilie Barcley regiert. Dabei wurde das Amt immer von der Mutter zur Tochter weitergegeben. Meine Mutter war Kaiserin Xandra Barcley. Sie war die schlimmste Kaiserin, die Lysithea je gesehen hatte, denn sie tyrannisierte ihr Volk, wo sie nur konnte. Wie jeder Tyrann strebte auch sie nach Macht und Vollkommenheit. Sie wollte die Schönste sein, wollte begehrt, gefürchtet und geliebt werden. Und dafür ging sie über Leichen. Sie ließ ihre Magier nach der Unsterblichkeit forschen. Unsere Lebenserwartung von einhundertsiebzig Jahren war ihr nicht genug. Das Volk litt und starb unter ihrer Herrschaft. Dennoch konnte niemand etwas unternehmen. Xandra wurde von einer starken Schwarzen Magierin beschützt. Sie hieß Bija Baen. Nach außen hin war allerdings Aurora unsere Hofmagierin. Aurora war die Zwillingsschwester von Bija. Das Volk von Lysithea litt Hunger und war arm. Es zahlte hohe Steuern. Nur der Kaiserin und ihrem Adel ging es über alle Maßen gut. Es gab keinen Mittelstand. Entweder war man ein Bauer oder Arbeiter und damit arm oder man gehörte dem Adel an und war reich. Die Kluft dazwischen war riesig. Die Kaiserin war der Überzeugung, dass man ein Volk nur mit strenger Hand regieren konnte. Sie glaubte, dass man es arm halten musste, damit es keine Möglichkeit hatte zu rebellieren. Sie setzte Angst und Respekt gleich. Auch mich wollte sie zu Hass und Gewalt erziehen. Sie wollte, dass ich ihrem Beispiel folgte. Ich sollte ihre tyrannische Herrschaft fortsetzen. Auf Lysithea war es Brauch, dass die Tochter schon mit fünfundzwanzig Jahren das Amt der Kaiserin übernahm. Auf diese Art und Weise sollte das Land jung gehalten werden. Die Mutter hatte zu diesem Zeitpunkt abzudanken. Auch war es so üblich, dass die Tochter, wenn sie das Amt übernahm, bereits verheiratet war. Mit einem Mann, den die Mutter ausgesucht hatte.
Meine Mutter wollte mich damals mit einem Adligen verheiraten, der ihre tyrannischen Auffassungen vertrat. Sein Name war Beliar Sheddas. Meine Mutter wusste, dass er alles tun würde, was sie sagte, da er unbedingt in Xandras Gunst stehen wollte. Glücklicherweise hatte meine Mutter als Kaiserin so viel zu tun, dass ich von einem Kindermädchen aufgezogen wurde. Vielleicht hatte sie auch einfach keine Lust, sich mit einem Kind herumzuplagen. Pandita war noch sehr jung, zwanzig Jahre, als ich schon zwei war. Sie war der warmherzigste Mensch, den ich kannte und dank ihr hatte ich keine lieblose Kindheit. Durch Pandita lernte ich, was wahre Freundschaft und Liebe bedeutet. Dass man durch Freundlichkeit und mit einem Lächeln meist mehr erreichen kann als mit den schlimmsten Drohungen. Und dass man niemals Angst mit Respekt verwechseln sollte. Als ich noch klein war, rebellierte ich offen gegen alles, was meine Mutter tat. Doch je älter ich wurde, desto mehr verstand ich, dass ich meine wahren Gefühle vor ihr verbergen musste. Sonst war meine Zukunft als Kaiserin in Gefahr. Ich lernte im Laufe der Jahre, im Beisein meiner Mutter eine steinerne Maske zu tragen. Damit tat ich so, als wäre ich ebenso herzlos wie sie. In meinem Inneren jedoch schwor ich mir, alles besser zu machen. Ich wollte dem Leiden des Volkes ein Ende setzen und mit der Zeit wurde es immer schwerer, schweigend zuzusehen, wie das Volk litt.
Pandita und ich wurden beste Freunde. Auch sie hatte mit der Zeit gelernt, sich nach außen herzlos zu zeigen, wenn die Umstände es erforderten. Als ich elf war, wurde Takira geboren. Auch sie wurde von Pandita groß gezogen. Takira war ein wunderbares Mädchen, mit zehn Jahren verstand sie schon so viel. Wir waren unzertrennlich. Obwohl sie noch ein Kind war und ich mit meinen einundzwanzig Jahren schon im heiratsfähigen Alter. Mit zweiundzwanzig bekam ich Celeste, ein Geschenk von meinem Vater. Celeste war meine zweite Hälfte, mit ihr fühlte ich mich vollkommen. Sie war einer der letzten Drachen, die es noch auf Lysithea gab. Meine Mutter hatte alle ausrotten lassen, obwohl sie dazu da waren, die Menschen zu beschützen. Vielleicht war das der Grund, warum sie die Drachen jagen ließ. Aus Angst, sie könnten es eines Tages auf sie abgesehen haben. Xandra war überhaupt nicht begeistert darüber, dass ich einen Drachen bekommen hatte. Doch ich sagte ihr, einen Drachen auf unserer Seite zu haben, könnte von großem Vorteil sein. Wahrscheinlich passte es ihr auch schon einfach deshalb nicht, weil es ein Geschenk meines Vaters war. Sie hatte ihn sowieso nie geliebt. So etwas wie Liebe kannte sie wahrscheinlich gar nicht. Mein Vater, war ein Liebevoller und warmherziger Mensch. Ich liebte ihn abgöttisch.
An meinem vierundzwanzigsten Geburtstag stellte Xandra mir dann meinen zukünftigen Mann vor. Beliar war sehr gut aussehend, aber das war auch schon alles. Er hatte einen stämmigen Körper, wirkte aber nicht dick, sondern sah eher groß aus. Schwarze Haare und stahlblaue Augen machten ihn besonders attraktiv. Wäre sein Charakter nicht gewesen, hätte man sich glatt verlieben können. Doch er war eitel, arrogant, fies und hinterlistig. Schon bei unserem ersten Treffen war er einfach nur abstoßend. Ich konnte ihn nicht ausstehen. In den Augen meiner Mutter war er perfekt. Ich wusste, dass ich diese Hochzeit irgendwie verhindern musste.
Die Hochzeit sollte in dem Jahr meiner Krönung stattfinden. Ich hatte also noch ein Jahr Zeit. Die nutzte ich auch. Ich fing an, Xandra zu erzählen, wie nutzlos so ein Mann doch sei. Dass wir Kaiserinnen das Sagen hätten. Und dass Beliar sicher ein Mann war, der die Macht für sich selbst beanspruchen wollte. Xandra glaubte mir und sagte die Hochzeit ab. Mittlerweile war sie der festen Überzeugung, dass ich genauso geworden war wie sie und sie war unendlich Stolz darauf. Fast tat es mir leid, sie die ganze Zeit über angelogen zu haben. Doch die Liebe zu meinem Volk und der Wunsch, ihm endlich Frieden bringen zu können, war stark. Stärker als mein schlechtes Gewissen. Ein Jahr später fand die Krönung statt. Meine Mutter war stolz und wartete mit Freuden auf meine erste Amtshandlung als Kaiserin. Doch die war nicht die, die meine Mutter erwartet hatte. Als Allererstes sorgte ich dafür, dass mein Volk keinen Hunger mehr leiden musste.
Anlässlich meiner Krönung sollte es ein drei Tage dauerndes Fest geben. Den ersten Tag ließ ich noch zu, aber die anderen beiden Tage sagte ich ab. Ich befahl meinen Dienern, das Essen, gerecht unter den armen Bauern aufzuteilen. Mein Vater übernahm dabei mit Freuden die Aufsicht. Xandra tobte vor Wut. Doch sie konnte nichts mehr tun. Als Kaiserin stand ich unter Lysitheas Schutz. Und auch sie musste sich an gewisse Gesetze halten.
Mir war klar, dass sie das alles nicht hinnehmen würde. Aber ich kümmerte mich erst einmal um mein Volk. Nach und nach versuchte ich, all die Missstände im Land zu ändern. Ich senkte die Steuern und reduzierte die prunkvollen Feste. Ich hielt Audienzen ab, in denen mein Volk mich um Unterstützung bitten konnte. Nicht immer konnte ich ihnen helfen. Doch nach und nach ging es meinem Volk besser. Takira half mir bei schwierigen Situationen und um Xandra war es ruhig geworden. Eigentlich hätte es mich beunruhigen sollen, doch ich hatte zu viel zu tun, um mir darüber Gedanken zu machen.
Die nächsten drei Jahre flogen dahin und ich fing an, mich einsam zu fühlen. Ich hatte zwar Freunde und meine Schwester war inzwischen schon achtzehn Jahre alt. Auch mein Vater war da. Doch mir fehlte die Liebe eines Mannes. Meinem Volk ging es wieder besser und ich hatte mehr Freizeit. Dann verschwand mein Vater. Ganz plötzlich und niemand wusste warum. Aber ich war mir sicher, dass meine Mutter etwas damit zu tun hatte. Doch da ich ihr nichts beweisen konnte, waren mir die Hände gebunden. Ich trauerte lange und verbrachte die meiste Zeit im Schlossgarten. Dort genoss ich es, in der Natur zu sein, und konnte viel nachdenken. Mit achtundzwanzig war ich trotz einer Lebenserwartung von ungefähr Einhundertsiebzig Jahren langsam alt. Zumindest, was das Kinder bekommen anging. Alle Kaiserinnen hatten bereits im ersten Jahr ihrer Herrschaft auch ihr erstes Kind bekommen. Allerdings waren diese ja auch vorher verheiratet gewesen.
Bei meinen Ausflügen in den Kaiserlichen Gärten lernte ich eines Tages Jamie kennen. Er war der Vertreter des Drachenhüters und somit war es ihm verboten, mit mir zu reden. An dem Nachmittag brachte er mir Celeste, die bei ihm war, um sich ihr Fell bürsten zu lassen. Jamie hatte eine faszinierende Ausstrahlung. Ich fühlte mich von Anfang an zu ihm hingezogen. Als er wieder gehen wollte, hielt ich ihn zurück. Er sah mich zuerst geschockt an. Denn er wusste, dass wir hier das Protokoll missachteten. Darauf konnte unter Umständen der Tod stehen. Nach mehreren Treffen öffnete er sich. Dabei merkte ich, dass in ihm ähnliche Gefühle vorgingen wie in mir. Wir begannen, uns heimlich in den Gärten zu treffen, und verliebten uns. Wenn wir zusammen waren, war ich überglücklich. Wenn ich allein war, kamen die Zweifel. Was wir auch taten, es war verboten. Trotz aller Verbote entschloss ich mich, Jamie als meinen Mann zu wählen. Mein Volk stand fast geschlossen hinter mir. Nur im Adel gab es einige, die das ganz und gar nicht guthießen. Meist waren es die alten Anhänger meiner Mutter, die immer noch hinter ihr standen. Und meine Mutter war das größte Problem. Ich wusste, dass sie mir das niemals ungestraft durchgehen lassen würde. Deshalb war ich mir sicher, dass sie einen Weg finden würde, um sich zu rächen. Doch das alles war mir egal. Ich war die Kaiserin und konnte heiraten, wen ich wollte. Es wurde eine große Hochzeit gefeiert und mein Volk feierte mit. Doch in den Reihen der Adligen wurden schon Intrigen gesponnen. So wurden Anschuldigungen gegen mich laut. Zum Beispiel, dass ich gar nicht vorhatte, die Thronfolge zu sichern. Weiter hieß es, ich würde zusammen mit Aurora daran arbeiten, unsterblich zu werden. Und dass ich Jamie nur geheiratet hätte, weil er ein Bauer war. Dadurch hätte ich mir noch mehr Macht gesichert. Ein Adliger hätte ja wenigstens ein gewisses Mitspracherecht gehabt.
Nach zwei Jahren, ich war mittlerweile dreißig und hatte noch kein Kind zur Welt gebracht, wurde ich des Hochverrats angeklagt. Und Jamie mit mir. Xandra führte das Gericht an, sie war herzlos und eiskalt. Beweise brauchte sie keine, da sie Klägerin und Richterin zu gleich war und der Großteil des Adels hinter ihr stand. In einer Nacht- und Nebel-Aktion hatte sie Jamie und mich gefangen genommen. Sie verurteilte Jamie zum Tode und verbannte mich auf die Erde. Dort sollte ich ein menschliches Leben führen, ohne jemals glücklich zu werden oder mich wieder an mein altes Leben erinnern zu können.
Und nun erinnerte ich mich doch. Wieder sah ich in Takiras Augen. »Warum bist du hier?« Ich versuchte, mit der Flut von Erinnerungen fertig zu werden, und schloss kurz die Augen. »Wir brauchen deine Hilfe«, sagte sie leise. Ich sah sie an. Zum ersten Mal wurde mir wirklich bewusst, wer da vor mir stand. Tränen stiegen mir in die Augen. Bei meiner Verurteilung hatte ich gedacht, dass ich Takira nie wieder sehen würde. Ich nahm sie in die Arme. »Es ist so schön, dich zu sehen«, flüsterte ich und merkte, wie sie schluckte. Plötzlich fiel mir Jamie ein. Ich wusste genau, dass der Mann der mich hier auf der Erde gefunden und gerettet hatte, der Jamie war, der auf Lysithea zum Tode verurteilt worden war. Das gleiche Gefühl, wenn er mich in den Arm nahm, die gleichen Augen, die mich liebevoll musterten. Und es war das gleiche Herz, das mich so unendlich liebte. Aber wie war das möglich?